Tiroler Medaillenhoffnung im Eiskanal

Tiroler Medaillenhoffnung im Eiskanal

Freizeit Tirol traf Skeleton As Janine Flock kurz vor der Heim WM in Igls. Herausgekommen ist ein sehr persönliches Portrait der sympathischen 26- jährigen Athletin!

Hallo Janine, erzähl uns doch ein wenig über dich!
Ich bin 1989 in Hall geboren und dann im Rum aufgewachsen. Ich habe schon sehr früh lernen müssen mich durchzusetzen, da ich mit Jungs aufgewachsen bin und natürlich immer bei allen möglichen Aktivitäten mithalten wollte. Wir waren eine sehr sportliche Familie, meine Eltern haben uns immer und überall zum Sport mitgenommen. Egal ob beim Surfen, Mountainbike, Klettern oder Wandern - es war immer was los bei uns. Mama organisierte auch immer coole Kinderpartys, speziell im Fasching wühlten wir immer im Faschingskasten und machten die lustigsten Wettbewerbe und Spiele, wobei das Schwedenbomben essen lag mir am meisten!

In der Volksschule hatten wir zum Glück einen sportlichen Lehrer, der mit uns viel unternommen hat. Somit saßen wir nicht nur hinter der Schulbank. Tennis war zu dieser Zeit mein Lieblingssport, ich war beim Tennisverein Rum, wo mein Cousin und ich regemäßig von unseren Mamas zum Training abgeliefert wurden. Wir sollten immer langweilige Übungen machen, die uns nicht gefielen, daher spielten wir am liebsten auf die große Tenniswand. Später war ich auch beim Leichtathletik Verein in Hall und habe dort zwei Mal in der Woche trainiert. Als ich dann bei einem Wettkampf in der Innsbrucker Messehalle mitmachen durfte, hat es mir aber nicht wirklich gefallen, und diese Karriere war somit beendet.

Da ich auch sehr musikalisch aufgewachsen bin, wollte ich unbedingt Klavier lernen. Wir hatten einen riesigen Flügel zu Hause stehen. Auf diesem hat mein Papa sehr oft was Cooles gespielt– das hat mir gefallen. Nach einiger Zeit musste ich ein sehr schwieriges Stück lernen und mich auf ein großes Vorspiel vorbereiten. Ich habe dann auch das Klavier spielen an den Nagel gehängt, da ich einfach totale Panik vor Prüfungen und solchen Sachen hatte. Ich wollte aber mit dem Musizieren nicht ganz aufhören und habe somit angefangen Querflöte zu spielen. Aber nach drei Jahren war es leider auch soweit, ich sollte eine Aufnahmeprüfung für die Musikkappelle machen, da hat mir die Querflöte dann auch keinen Spaß mehr gemacht.

Nach zwei Jahren Hauptschule hat meine „Revoluzzer“ Phase angefangen, ich probierte alle möglichen Haarfarben aus und kleidete mich nicht wirklich so, wie es meine Eltern gern gehabt hätten. Ich machte viel Blödsinn und meinte, ich müsse älter sein als ich war. Wie jeder in diesem Alter dachte ich zu wissen, was am besten für mich ist. Typisch Pubertät!

Wie war dann deine weitere Entwicklung?
Die nächste Saison, also 2007, war ich dann schon eine ganze Europacup Serie mit dabei. Ich war immer sehr aufgeregt, trotzdem gelang es mir schon gute Ergebnisse zu erzielen. Zu dieser Zeit machte ich eine Lehre als Bürokauffrau und bekam zu den Europacup Rennen immer Urlaub. Meine Lehrstelle hat mich somit sehr unterstützt. Ich steigerte mich von Saison zu Saison, ich wurde immer disziplinierter und ehrgeiziger. Als ich schließlich den „Intercontinental Cup“ fahren durfte, ging es für mich das erste Mal nach Amerika und Canada. Ich war mit meinem Trainer alleine unterwegs, der selber auch noch nie auf diesen Bahnen in Übersee war. Das war einerseits sehr lustig, hat uns aber auch unsere Grenzen aufgezeigt. Es waren zwei sehr intensive Jahre, ich arbeitet inzwischen bei der Marktgemeinde Rum. Dort durfte ich auch den ganzen Winter Urlaub nehmen um bei den Wettkämpfen dabei sein zu können. Die Trainingsvorbereitungen wurden aber immer intensiver und gezielter, so ist mir nach zwei Jahren alles zu viel geworden. Ich hatte keine Freizeit mehr, es gab nur noch den Sport und die Arbeit. In der Saison 2008/2009 wurde ich bei der Junioren WM in Königssee Fünfte. Somit gelang es mir, das Limit für die Aufnahme ins Heeresleistungssportzentrum zu erreichen. Seit 2009 bin ich Heeressportlerin und kann mich zu 100 Prozent auf meinen Sport konzentrieren Zwei Saisonen später konnte ich mir endlich den erhofften Startplatz im Weltcup sichern und bin nun seit 2010/2011 im Weltcup mit dabei.

Wie hast du dich dann international geschlagen?
Jedes Jahr entwickelte sich für mich positiv und ich konnte Schritte nach vorne machen. Ich wechselte meinen Konditionstrainer, mit Carson Patterson arbeite ich bis heute gut und erfolgreich im Olympiazentrum Innsbruck zusammen. 2011/2012 hatte ich ein kleines Tief, ich bin nicht so weiter gekommen, wie ich es mir erwartet hatte. Da war ich in Gedanken schon so weit, dass ich mir und meinem damaligen Trainer Martin Rettl gesagt habe: „Wenn die kommende Saison 2012/2013 nicht läuft, oder ich wieder „nur bei den gewohnten“ Platzierungen herumfahre, werde ich wahrscheinlich aufhören!“. In die folgende Saison bin ich somit eher ohne große Erwartungen gestartet. Erfreulicherweise konnte ich aber sofort „Top Ten“ Platzierungen erreichen. Das Ganze hat sich aber noch gesteigert, als ich dann in Igls meinen ersten großen Erfolg feiern durfte. Vierter Platz im Weltcup und Dritte bei der Europameisterschaft! Da ist mir endlich der sogenannte „Knopf“ aufgegangen! Es lief weiter Jahr für Jahr gut - mit Höhen und Tiefen! Aber die nicht so guten Erfahrungen sind die Wichtigsten, denn aus denen konnte ich am meisten lernen. So auch bei meinen ersten Olympischen Spielen in Sotchi. Ein Rennen zuvor gewann ich den Europameistertitel und fühlte mich enorm unter Druck. Ich wurde schließlich nach einem komplett verpatzten ersten Tag und nach einer Aufholjagt am zweiten Tag Neunte. Ich wurde in der Saison 2014/15 Weltcup Gesamt-Siegerin, außerdem Europameisterin in Königssee 2014. Weiters schaffte ich es Vize-Europameisterin Igls 2015 zu werden. Jetzt bin ich um viele tolle Erfahrungen reicher.

Was hast du trotz dieser beeindruckenden Erfolge im Skeleton noch vor?
Auf meiner Liste ist noch einiges offen. Vor allem eine Medaille bei einer Weltmeisterschaft! Im Februar hab ich die Chance mir diesen Traum zu erfüllen. Und das vor heimischem Publikum in Igls, im Beisein von Familie und Freunden! Trotz einer schwereren Verletzung im August letzten Jahres habe ich mich gut vorbereitet und ich versuche bei der WM wieder voll leistungsfähig zu sein. Mit Olympia hab ich auch noch eine Rechnung offen – Korea 2018 wird auch schon ins Visier genommen!

Beschreibe abschließend die Faszination deiner Sportart, warum Skeleton?
Es macht ungeheuren Spaß und ist gleichzeitig sehr anspruchsvoll. Der Blickwinkel ist spektakulär und der Speed gewaltig. Wir liegen kopfvoraus auf unserem Schlitten und rasen mit bis zu 145 km/h den Eiskanal hinunter. Die Kombination von Geschwindigkeit und der Fähigkeit, sie optimal zu kontrollieren, ist faszinierend!

 

Redakteur: Bernhard Schösser